Dienstag, 25. November 2014

Weisse Reise...

und Wildreisen.
Keine Angebote eines Touristikunternehmens, nur der Versuch der Pluralisierung unserer allseits beliebten Sättigungsbeilage Reis. 
Und das sogar halbwegs erfolgreich! Wie Wiktionary mir gerade bestätigt: 

SingularPlural
Nominativder Reisdie Reise
Genitivdes Reisesder Reise
Dativdem Reis
dem Reise
den Reisen
Akkusativden Reisdie Reise








Gilt aber nur für verschiedene Sorten Reis. 
Das heisst aber auch, dass der Satz Reise während den Reisen unter Umständen viel weniger philosophisch ist als angenommen.
Guten Appetit.



Donnerstag, 23. Oktober 2014

Geschichten finden, nicht erfinden, Teil I: Jagdsaison


Gestern auf dem Weg in die Stadt, kam mir eine Frau mit aufgedonnerter Frisur entgegen. 
An der Kette, die sie um den schlanken Hals trug, hing ein riesiges dunkelrotes Medaillon. Es hing exakt über dem Brustbein und erinnerte an die Mitte einer Zielscheibe. An der nächsten Strassenecke bewarb ein Schild vor einem Restaurant die Jagdsaison.



Dienstag, 21. Oktober 2014

Klaus, der Haufen: ein Geständnis

Solange ich mich erinnern kann, gibt es neben meinem Bett einen Haufen. 
Nein, keine Sorge, nicht SO einen Haufen. 
Einen Zeugs-Haufen. 
Und ich werde ihn nicht los. 
Heute, an diesem herbstwindigen Dienstag im Oktober, möchte ich mit diesem Haufen Frieden schliessen. Ihm quasi die Hand reichen und sagen "Klaus (oder wie der Haufen auch heissen mag), ich akzeptiere Dich als meinen Bettbegleiter von nun an, bis dass der Tod uns scheidet." Denn irgendwie habe ich so ein Gefühl, dass sich diese Geschichte mit Klaus -bleiben wir der Einfachheit halber beim Namen Klaus- und mir, die schon so lange geht, nicht mehr ändern wird. Manche Leute ändern sich eben nicht. Wir haben so häufig versucht, uns voneinander zu lösen, zu trennen, ich habe ihn verbannt, in die Wüste geschickt, wollte ihn vergessen. Aber er kam immer wieder zurück. Wie ein treuer Hund wachte er an meinem Bett neben meinem von Büchern völlig überlaufenen Nachtkästchen, bis ich am Morgen die Augen wieder aufschlug. Er ist ein Guter, er nimmt alles auf, hütet und bewahrt es. Momentan ist Klaus sieben Zeitschriften, ein Ikea-Katalog, ein Verlagsprogramm, drei Kochbücher, ein Ipad, drei DVDs, ein Buch, ein paar Socken, diverse Karten und Briefe. Manchmal ist er aber auch viele benutzte Kleider, Kopfhörer, Kinderbücher, Cremetuben, Haarbürsten, Legos, schmutzige Löffel und so unzählig anderes mehr. 
Meine Kommode, ächzend unter der Last der Bücher, ist froh um Klaus, doch auch ein wenig eifersüchtig. Denn seit Klaus ein Dauergast ist, ist sie -die namenlose, stets starke- mir noch fremder geworden, wohl hauptsächlich, weil ich sie nicht sehe. 
Hiermit also möchte ich Klaus im Marmeladenherzenhaushalt begrüßen. Ich werde Dich akzeptieren und nicht mehr bekämpfen, nicht schimpfen und seufzen sondern deine guten Seiten und deine unendliche Aufnahmekapazität und dein immerwährendes Schweigen genießen. 

M.

Klaus, heute aufgeräumt.
P.S. Der Vollständigkeit halber: 
Auf dem Nachttisch befinden sich momentan ein derart kurioses Buchsammelsurium, das muss ich teilen: 
- "Was singt denn da?"- Vogelstimmen erkennen
- Rebecca Wells: Divine Secrets of the Ya-Ya-Sisterhood
- Jonas Jonasson: Der Hundertjährige...
- Anna Gavalda: Alles Glück kommt nie
- J.M. Barrie: Peter Pan
- Kochbuch: Honigsüss von Thorbecke
- Arno Camenisch: Fred und Franz

Freitag, 18. Juli 2014

Hart ist das Gärtnerleben

Frühlingszwiebeln-Salat-Radieschen-Rucola. Bepflanzung 1
Da dreht und wirbelt frau gefühlt nur ein paarmal um die eigene Achse und *ZACK*, sind 3 (in Worten: drei) Monate (in Worten: ein Vierteljahr) vergangen seit dem letzten Post. 
Ach du grüne Neune.

Pflücksalate und Mangold. VOR der Raupeninvasion.
Womit wir auch gleich beim Thema wären. Grün wie Garten und Neune (klingt) wie Neuer. Ich gebs zu ich bin totaaal im WM-Fieber versackt. Ich dachte die Vorrunde mit all den Spielen wäre das Härteste. Aber dann diese K.O-Rundenspiele unserer Weltmeister! Mann mann mann Jungs, ich hab fast meine Hand aufgegessen im Algerienspiel. Und dann nochma' im Finale. Ist ja alles gut ausgegangen. Aber Zeit für was Andreas war da nichtmehr wirklich. Die Restfamilie wollte ja auch noch essen zwischendurch. 
Womit ich mit dem Stichwort essen schon wieder einen wunderbaren Bogen zum Anfang und zu grün geschlagen hätte... 
Unser Urban Garden. 
Mein lieber Schwan.
Der Spruch lautet glaub ich 1. kommt alles anders und 2. als man denkt. Und so wars dann auch. 
Schalotten und Frühlingszwiebeln.
VOR der Raupeninvasion
Eine Kurzzusammenfassung der bisherigen Urban-Gardening-Erfahrungen 
(Klappe die erste, Saison 1/2014):
Zwillingsradieschen
  1. Wir haben bisher in 3 Kästen je zwei Ernten "eingefahren" 
  2. Man KANN zuviel Salat haben. 
  3. Radieschen können so groß werden wie Kinderfäuste (schmecken dann allerdings nicht mehr so dolle)
  4. Rucola blüht hübsch gelb, wenn man ihn lässt.
  5. Radieschengrün ganz frisch lässt sich toll in Salat und co. verwenden.
  6. Nachts im Schein der Taschenlampe Raupen jagen gehört ins Repertoire des engagierten Bio-Urban-Hipster-Gärtners.
  7. Fette grüne Raupen anfassen ist irgendwann nimmer total eklig.
  8. Wer behauptet hat sobald die Blattläuse da sind kommen auch die Marienkäfer lebt wohl nicht in unserer Stadt. 
  9. Blumengießen ist was für Weicheier und Leute, die keine Herausforderung suchen.
  10. Frühlingszwiebeln sind erst im Hochsommer erntereif.
  11. Erbsen roh direkt vom Strauch schmecken himmlisch!
  12. "Ich hol mal eben ein bisschen Mangold vom Balkon" sagen zu können (und es auch so zu meinen) ist der Hammer!!
  13. Monokulturen, auch in der Obstkiste, sind bei ausbleibenden Pestiziden nicht zu empfehlen.
  14. Nur weil etwas in rauhen Mengen, d.h. dicht an dicht gepflanzt werden kann, heisst es nicht dass man es auch tun sollte. Gemüse, die Raum brauchen und nur wenige Pflanzen auf kleinem Raum vertragen, sind genauso gut. (sonst ist man wieder u.A. bei Punkt 2 + 3)
  15. Urban Gardening macht total Spaß und auch ein bisschen süchtig. Und es entspannt. Zumindest bis die Raupen kommen. Und die Läuse. 


Radieschenordnung

Die ersten zaghaften Erbsenspitzen im Mai.
P.S. Die Fotos sind leider vom Mai. Danach kamen die Raupen. Und die Läuse. Und das war dann nicht mehr so fotogen alles wie damals...

Samstag, 12. April 2014

Urban Gardening

Okok, der letzte Post war geprägt von Ernst und Schwermut. Dies ändert aber nichts daran, dass wir hier unser Leben weiterleben und Spaß haben und dazu gehört, dass wir uns Anfang März unter die Balkongärtner gewagt haben. Jawollja, Urban Gardening hat uns erreicht. Es war eigentlich ein Zufall. Bei meiner allwöchentlichen Kochbuchsuche in meiner Lieblingsbibliothek habe ich das Buch Selbst angebaut von Marian Flint mitgenommen, eigentlich nur deshalb, weil es auch ansprechende Rezepte drin hat. 



Ich habs dann aber doch einmal von vorne nach hinten durchgelesen und bin dabei auf die von ihr propagierte Obstkistenanbaumethode gestossen. Die Methode wiederum ist nichts anderes als die adaptierte Balkonversion des gerade viel gehypten Square-Foot-Gardening, indem eine ein-Quadratmeter große hochbeetartige Beetkiste in 9 Quadrate unterteilt mit wechselnder Fruchtfolge abwechslungsreiches und effizientes Gärtnern verspricht. 
Tja und so haben wir uns 3 Obstkisten besorgt, diese fachmännisch (*ähem*) vorbereitet und harren nun der Dinge die da kommen. 
Das Wetter war uns bisher ja schon recht hold, und daher sprießen schon die ersten Radieschen, Pflücksalate, Schalotten und ein winziger Mangold streckt seit ein paar Tagen auch 2 Blättchen vorsichtig gen Sonnenlicht. Alles natürlich angepflanzt nach dem Mondkalender (hey-ich nehme jede Hilfe, die ich kriegen kann mit meinem Talent!!). Das einzige, was sich bisher noch konsequent jedem Wachstum verweigert, sind die Möhren. Und das so kurz vor Ostern... :-)


Die Obstkistenmethode zum balkon-, kletter- und kinderfreundlichen
Gemüseanbau...

In allen vier Ecken sollen Schalotten drin stecken...

 Frühlingszwiebelfäden

Radieschen vs Rucola, wer wird gewinnen?

Der erste Kasten, bepflanzt vor 4 Wochen.
Eigentlich sollten zwischen den Radieschen auch
noch Möhren kommen. Aber nichts regt sich...
Nun harren wir also also der Dinge, die da wachsen und drücken die Daumen, dass es nicht dabei bleibt und das Töchterlein vielleicht sogar eines Tages eine veritable Balkonmöhre mümmeln kann. :-)

Donnerstag, 27. Februar 2014

Auf der Suche nach Irgendwo

Es ist schon über 2 Monate her, dass ich das letzte Mal geschrieben habe. Seitdem ist viel passiert: Weihnachten kam (und ging), das neue Jahr hat begonnen und gerade heute klauen sich die Jecken landauf, landab, die Pappnasen. 

Auch in Marmeladenherzenhausen ist die Zeit nicht stehengeblieben. Und obwohl es wahnsinnig viel zu berichten gäbe und auch viel zu zeigen, so ist es mir immer weniger wichtig vor; was ich gemacht und getan, gebacken und gekauft habe. Es kommt mir alles so banal vor und -seien wir mal ehrlich- das ist es auch. 

In unserem Leben wird es wichtige Veränderungen geben und die Gedanken daran finde ich momentan größer und wichtiger, als das neueste Müslirezept und die vielen vielen phänomenalen Kochbücher, die ich derzeit wöchentlich aus meiner neuen Superbibliothek mit nach Hause schleppe:
Wir möchten bald der Schweiz den Rücken kehren. Ein Land, in dem wir uns irgendwie nie wirklich zuhause gefühlt haben, indem wir nie wirklich willkommen waren. Welches die  Bezeichnung "Heimat" nicht verdient hat. In dem wir häufig  mehr geduldet und ertragen wurden, da wir schliesslich einem anderen (Schweizer) den Arbeitsplatz weggenommen haben. Diese Erfahrungen sind nicht repräsentativ, sie sind persönlich, aber so ist es auch dieser Blog. 
Fakt ist: Wir wollen weg. Nicht sofort, nicht überstürzt und hastig, aber mittelfristig, in absehbarer Zeit. Was die Zukunft uns bringen wird, wir wissen es momentan nicht.  Die Welt ist unsere Auster und nun suchen wir die Perle. Irgendwo zwischen dem Nordkap und dem Kap der Guten Hoffnung, zwischen der Golden Gate Bridge und der Rialtobrücke liegt .... ja was, unser Glück? Zumindest mal unsere "gute Hoffnung" auf eine freundlichere Zukunft. Die Welt scheint uns dieser Tage offen zu stehen, allerdings wachsen mit den Möglichkeiten auch die Unsicherheiten. Klar habe ich Zweifel- aber wer hat die nicht, wenn es um das Unbekannte geht? Ich schwanke zwischen Hoffnung und Furcht fühlen, zwischen Abwarten und Loslaufen wollen. 

Aber was bin ich gespannt auf das, was da draußen auf uns wartet! So viele Szenarien sind mir schon durch den Kopf geflimmert und alle haben ihren Reiz. Ausgeschlossen, dass es einfach wird. Es wird schwer und anstrengend, wir werden wieder zunächst Fremde sein, Kontakte knüpfen müssen und von vorn beginnen. Dennoch: Es kribbelt wieder. Die Energie kommt zurück. Das Vagabundenkind in mir, es beginnt wieder in den Himmel zu blinzeln, sich den Staub von der Schultern zu klopfen und die in der Enge der Eidgenossen steif gewordenen Glieder wieder zu strecken. Und in seinem Mundwinkel dieses kleine Lächeln, welches nichts als Vorfreude bedeuten kann. 




Mittwoch, 11. Dezember 2013

Weihnachtliches Ambiente zieht ein...

Ich habe mich dieses Jahr nicht ganz getraut, die Weihnachtskugeln unter die Glasglocke zu packen. Musste ich doch immer damit rechnen, dass das Töchterlein da mal neugierig nachschauen möchte. Dieses Kind überrascht mich momentan täglich mit neuen Dingen, die sie plötzlich kann...

Deshalb dachte ich, ich hänge die Kugeln mal auf. 
"Nicht wirklich originell" wird der geschätzte BlogleserIn sich denken. 
Wie wahr. 
Aber was wenn ich sage, dass ich den Baumschmuck an einen Bilderrahmen gehängt habe? 
"Schon besser", nickt der Blogleser zufrieden, "gibt's davon auch Bilder?" 
Klar doch! 
Voilà:



Den Rahmen habe ich vor Wochen im Brocki leer gekauft und weiss angemalt. Der herzliebste Göttergatte hat dann die Bespannung übernommen. Es sind noch ein paar Lücken dazwischen, denn ich hoffe auf die ein oder andere Weihnachtskarte, die ich dann dort gerne aufhängen möchte. Ich erfreue mich sehr an dieser Deko, besonders weil sie auch in kindersicherer Höhe angebracht wurde. 

Was allerdings mittlerweile ein liebgewonnener Standard geworden ist, ist die Schneeflöckchen-Lichterkette. Dieses Jahr mit silbernen Diamanten. (Sorry für die Qualität, ist ein Handybild.)




Donnerstag, 5. Dezember 2013

Nikolausin in geheimer Mission

Ich habe mir in dieser Vorweihnachtszeit vorgenommen, den Menschen um mich herum -gefragt oder ungefragt- viel mehr Gutes zu tun. Heute Abend war ich in Nikolausiger Mission bei uns im Haus unterwegs. Vor jeder Tür habe ich einen, resp. bei Kindern zwei, Schokonikola(ä)us(e) abgeliefert. Das war nun wirklich eine Kleinigkeit, hat richtig Spaß gemacht und schon allein die Vorstellung wie morgen alle gucken, wenn sie Ihre Türen aufmachen ist es wert gewesen. Das gibt mir so ein schönes warmes Glücksgefühl im Bauch, wenn ich so etwas machen kann...
Zudem bin ich natürlich schon ein wenig gerührt über das erste klitzekleine Stiefelchen, das in diesem Jahr zum ersten Mal vor unserer Türe steht, denn nun mit zwei fängt sie langsam an solche Dinge zu begreifen. Und auf die Reaktion vor unserer Türe bin ich morgen am Allermeisten gespannt.
 
Ein kleines Stiefelchen wartet auf den Nikolaus...

In diesem Jahr mal noch ohne Rute...

Zum Glück hatten die Nachbarn die Gummistiefel
vor der Türe!

Ein Turnschuh tuts aber auch...

Ganz in weiss...

Und beim organisierten Junggesellen steht
nix vor der Türe rum...ausser dem Nikolo.

Donnerstag, 28. November 2013

2. Geburtstag: Eulen und vier Kuchen

Bevor jetzt alles in weihnachtlicher Vorfreude versinkt, möchte ich noch kurz die Geburtstagsfeier der weltbesten Tochter rekapitulieren. Vor zwei Wochen fühlte sich alles noch herbstlicher an. Da habe ich es ausgenutzt, dass noch ich diejenige bin die das Geburtstagsthema aussuchen darf, bevor wir wahrscheinlich in den nächsten Jahren in Franchise- & Filmgeburtstagswelten abdriften werden. Die Kleine orientiert sich schon früh an den aktuellen Trends, steht sie doch momentan total auf Eulen ("Uhuuuuu!!"). Also wurde die ganze Party in ein Eulenthema getaucht: 





Immer gut, besonders wenn viele Kinder dabei sind: Essbare Deko auf dem Tisch... Und jedes Kind durfte sich am Schluß als Erinnerung eine Eule aussuchen. (Manch eine Mama hat sich auch noch eine ausgesucht.)

Da sie unter der Woche, und dazu noch an einem Kita-Tag, Geburtstag hatte, mussten mehrere Kuchen her. Einer für die Kita:

ganz klassisch: Marmorkuchen (nach Johan Lafer und unscharf
da Handyfoto)

Einer für die anschließende Feier im kleinen Kreis zuhaus:

Orangencharlotte (nach Johan Lafer) 
Und zwei für die Geburtstagsparty:

Dreifachschoko-Eulenkuchen

Apfel-Galette mit Washi-Wimpelkette

Am Tag nach der Party kam dann die große Weihnachtsexplosion im Hause Marmeladenherz, dazu bald mehr...!

Sonntag, 17. November 2013

Jeden Tag ein Buch: Das Gemüse Kochbuch - Matt Wilkinson (DK)

Da heute schon der letzte Tag der "jeden-Tag-ein-Buch"-Aktion von Arthurs Tochter ist, stelle ich noch das zweite Gemüsekochbuch vor, was ich aus der Bibliothek ausgeliehen habe.
Es handelt sich um Matt Wilkinsons schönes Gemüse Kochbuch (Rezepte für alle Jahreszeiten), letztes Jahr bei Dorling Kindersley erschienen. So schauts aus:

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In meinem letzten Post habe ich ja schon dargelegt, welche drei Kriterien (momentan) ein Kochbuch erfüllen muss, dass ich es mit nach Hause nehmen möchte: Schöne Fotos, unkomplizierte Rezepte und eine nette Aufmachung. So einfach ist das. 

In diesem Buch sind die Rezepte nicht direkt nach Jahreszeiten sortiert, sondern nach einem Gemüse (was eigentlich ähnlich ist, denn alle Kürbisgerichte wären auch in einem Jahreszeitenkochbuch unter Herbst zu finden). Ein wenig verwirrend ist die Reihenfolge, in der die Gemüse angeordnet sind. Zunächst dachte ich, sie sind nach Jahreszeit sortiert (deshalb auch der Titel), aber Tomaten sind das vorletzte Kapitel, während Brokkoli und Rosenkohl ziemlich am Anfang sind. Ich glaube mittlerweile herausgefunden zu haben, was dahintersteckt: Im englische Original war das Gemüse alphabetisch angeordnet (denn dann wird aus dem ersten Gemüse Spargel, plötzlich Asparagus und aus dem Rosenkohl werden Brussel Spouts). Das ist allerdings auf Deutsch ein wenig hinderlich. Ich hätte es -auch im Hinblick auf Übersetzungen- für die schlauere Variante gehalten, nach Jahreszeiten zu ordnen. Dafür gäbe einen Minuspunkt, würde ich Punkte vergeben.

Bevor er pro Kapitel zu den Rezepten selbst kommt, stellt Matt Wilkinson das Gemüse auf einer Doppelseite informativ vor. Schon dort sind viele hilfreiche Tipps zu Handhabung, Lagerung und Verarbeitung nachzulesen. Die Rezepte an sich, immer drei pro Gemüsesorte, präsentieren sich dann sehr ansprechend und übersichtlich (meist) auf einer Doppelseite, jeweils mit einem schönen Foto. Überhaupt wirken die Fotos so, als hätte sie jemand kurz vor dem Essen geschossen. Sehr lebensecht, manchmal aber ein bisschen zu dunkel. Dennoch: man sieht förmlich schon die Gabel, die sogleich den Gurkensalat mit Quinoa, Weizen und Kräutern (Kapitel Gurken, S.132) aufspießen wird. Oder  auch wunderbar, ein bunter Möhrensalat mit Joghurt und Mandel-Honig-Dressing (Kapitel Möhren, S.98):

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Die Rezepte sind mal mehr, mal weniger aufwändig, oft enthalten sie einen kleinen Kniff, der auch mal die ein oder andere besondere Zutat verlangt. 
Dass der Autor Brite ist, ist deutlich spürbar. Viele Rezepte sind direkte oder indirekte Klassiker der britischen Küche.
Trotzdem ist meiner Meinung nach die Mischung in diesem Buch perfekt, denn es bietet ohne Zweifel etwas für jeden: 
Wer etwas einfaches will, findet es (z.B. Baked Beans, Kapitel Bohnen und Erbsten, S.28),
wer etwas ausgefallenes sucht, findet es (z.B. Püree aus grünem Knoblauch mit pochiertem Ei und gegrillter OchsenzungeKapitel Knoblauch, S.165)
wer für Kinder kocht, wird fündig (z.B. Kürbis-Joghurt-Pürree, Kapitel Kürbis, S.253)
wer im Rezept gerne eine Alternative hätte, bekommt sie (z.B. Gebackener Fenchel mit oder ohne Sardellen, Kapitel Fenchel, S.150), 
wer etwas backen möchte, wird ebensowenig enttäuscht (z.B. Nonna Leahs Maisbrot, Kapitel Mais, S.120) 
wie die Person, die etwas zum Mitbringen aus der Küche sucht (z.B. Meerrettich-Estragon-Senf, Kapitel Meerrettich, S.15). 
Sogar die Fleischesser werden bedacht, denn es handelt sich keineswegs um ein rein vegetarisches Buch (z.B. gebratene Frühlingszwiebeln mit Krustenbraten Kapitel Zwiebeln, S.212). Matt Wilkinson zeigt lediglich auf, dass man ein Gericht nicht zwangsläufig rund ums Fleisch planen muss, sondern dass es auch umgekehrt geht. Ein sehr erfrischender Ansatz, der sicherlich als große Rettung kommt, wenn Vegetarier und Fleischesser sich Pfanne und Esstisch teilen müssen/wollen/dürfen. 
Auch dieses Buch hat, wie das zuletzt vorgestellte, ein Kapitel in der Basics behandelt werden. Auch hier findet man viele tolle Dinge: Tomaten räuchern oder Mandel-Orangen-Brösel beispielsweise.

Trotz des etwas alternativen Äußeren ein wahres Allroundtalent: Wärmste Empfehlung!

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Noch einmal einen großen Dank an Astrid für die Aktion, ohne die ich meinen Bloggerhintern sicher nicht so schnell wieder hinter die Tastatur geklemmt hätte!