Freitag, 10. Dezember 2010

10. Dezember. Dilemma.

Man stelle sich folgende Situation vor und bedenke dabei gleich, dass es sich tatsächlich so ereignet haben könnte:
Ein Mädchen, nennen wir sie der Einfachheit halber Marmeladenherz (M.), heiratet im Sommer einen Jungen und ändert ihm und ihrer Liebe zu Ehren, ihren Namen. (Oder so ähnlich, aber die Beweggründe des Namenswechsels sind in diesem Fall nicht das Dilemma.) Da sie in ein anderes, fernes und aussereuropäisches Land -nehmen wir mal an: die Schweiz- ausgewandert ist, ist das alles gar nicht so einfach, den Namenswechsel auf allen Dokumenten, Karten, Ausweisen, etc...zu erreichen.

Da muss man zunächst ein neues, superbiometrisches Passfoto her (innere Wartezeit: unendlich, reale Wartezeit: ca. 3 Monate), dann einen Termin bei der zuständigen Botschaft machen (Wartezeit: ca. 6 Wochen), dann den Pass beantragen (Wartezeit: ca. 10 Wochen ) und dann, ja dann muss man den Pass bei der Post abholen. Natürlich ist der neue Reisepass mit dem neuen (und alten) Familiennamen als Einschreiben verschickt worden. Und genau dort, den geschätzen Leser und Innen schwant schon Böses, könnte das Problem anfangen: Adressiert ist die Postsendung natürlich an den neuen Familiennamen von M. Auf all ihren Ausweisen steht aber nur ihr alter Name. Denn das Dokument, welches den neuen Namen trägt und mit dessen Hilfe sich alle anderen Dokumente umschreiben lassen, ist in der Briefsendung und wird bewacht von einer ganz und gar nicht heiter anmutenden Postbeamtin. Ich glaube "Schalterangestellte" ist diskriminierend, aber vielleicht ist es auch genau andersrum.

Und so war also die Ausgangslage heute morgen, 8.18 Uhr in einem kleinen Ort in Helvetien. Deutschland gegen die Schweiz. Dazwischen eine circa ein Meter breite Schalterfläche und jede Menge Bürokratie. Das kann ja heiter werden dachte ich. Und so ging's:
Ich: "Guten Morgen!" (In Eingeborenensprache gesprochen, es wird gerade fieberhaft an einer geeigneten und konsensfähigen Transkription gearbeitet.) "Ich würde gern das legt Zettel (in dem Land liebenswerterweise "Abholungseinladung" genannt!) und einziges landesweit akzeptiertes Ausweispapier hin gern abholen."
Postbeamtin PB: schaut auf Ausweis, auf Abholungseinladung, wieder auf Ausweis, bemerkt dann "Das ist aber nicht für Sie"
Ich mit einem süsslichen-ich-habs-ja-gewusst-dass-das-kommmt-aber-versuchen-wirs-doch-einmal-auf-die-nette-Tour-Ton "Doch. Sehen Sie, ich habe geheiratet und das ist mein neuer Name. Der Beweis ist in der Sendung, das ist nämlich mein Pass von der Botschaft in Bern."
PB: "Ach so. Moment" Verschwindet und kommt kurze Zeit zurück mit ... dem Briefumschlag in Händen. "So, dann brauche ich hier noch eine Unterschrift bitte."
Ich totaaal verwirrt ob der Einfachheit der Lösung dieses Gordischen Knotens "Äähhmm, mit neuem oder altem Namen?"
PB: "Neu natürlich, alt gilt ja nicht mehr!"
Ich: "Ah, ja nee klar." unterschreibe und nehme Umschlag in Empfang "Vielen Dank und einen schönen Tag"
PB in Eingeborenensprache "Aufwiedersehen"

Und die Moral von der Geschicht: Manche Probleme gibts dank einsichtigen Postangestellten einfach nicht.

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