Donnerstag, 20. Januar 2011

"Es stimmt nicht, dass die Toten tot sind, wenn sie sterben."

"Manchmal verlängert Liebe ihr Leben. 
Dann leben die Toten nach ihrem Tod im Herzen derjenigen weiter, die sie geliebt haben und sich an sie erinnern; die Lebenden werden für eine gewisse Zeit zum Spiegel ihres Gedenken auf der Erde, zum Echo ihres Geistes, das vielleicht schwach und verzweifelt, aber lebendig von den steinernen Wänden das Vergessens widerhallt. 
Wenn du geliebt wurdest, dehnen sich die Spuren deines nicht mehr greifbaren Herzens aus wie der Schatten eines einsamen Wanderers, der das schützende Heim erreichen will, bevor die Nacht sich niedersenkt.
Wenn du geliebt hast, wirst du weiterleben. Nicht ewig, denn der Mensch ist mit der Grösse dieses Wortes unvereinbar, aber auf jeden Fall über deinen Tod hinaus. Du wist ein Toter sein, der nicht gestorben ist, nachdem er die Augen geschlossen hat."

Dieser atemberaubende Anfang stammt aus dem wunderbaren Buch des Spaniers Fernando Marías "Zara und der Buchhändler von Bagdad" (im April 2010 erschienen im schönen Baumhaus Verlag), dass ich atemlos, verzaubert und staunend gelesen habe. Es kam gerade als Neuerwerbung in meine Bibliothek, jetzt nach dem Lesen musste ich es mir sofort bestellen. 
Ich hatte ganz vergessen, in welch schöner und poetischer Sprache die Spanier schreiben. Und dieses Buch hat in mir wieder einmal die Traurigkeit darüber geweckt, dass mein Leben zu kurz sein wird, um all die Bücher zu lesen, die es so wie dieses verdienen würden und das Unverständnis darüber, dass ich meine freie Zeit mit etwas anderem Zubringe als dem Lesen.

Bildrechte Baumhaus Verlag

Dann bin ich noch von einem anderen Werk besonders angetan, da ich die Tiefe und Komplexität so zunächst nicht erwartet hätte. Es handelt sich um Philip Pullmans "His dark Materials"-Triologie, von denen die meisten zumindest den ersten Teil "Der goldene Kompass" aufgrund der Verfilmung von 2008 kennen. 
Ich hatte auf meinen Autofahrten in den letzten Wochen die grosse Freude, dass Hörbuch des zweiten Teils "Das magische Messer", gelesen vom immer wieder grossartigen Rufus Beck, zu hören. Eigentlich erwartete ich eine Fortsetzung des schönen Fantasy-Abenteuerdramas, der der Kompass hauptsächlich ist. Aber in diesem Band übertrifft er den ersten nach meinem Empfingen noch, er wird kritischer, die Figuren tiefgründiger, es geht bis hin zu existenziellen Fragen, die er anspricht, ohne moralisierend zu werden. Ein guter Lesetipp für Heranwachsende und natürlich schon Herangewachsene. 
Jetzt bin ich schon sehr auf den letzten Teil, "Das Bernstein-Teleskop", gespannt. Denn erfahrungsgemäss ist eigentlich der zweite Teil einer Triologie der schwächste, bevor es sich dann zum grossen Finale aufschwingt. Ich werde dann berichten.

Bildrechte: Silberfisch

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