Sonntag, 22. Juli 2012

Wieder lesen! Marcelo in the Real World

Endlich komme ich mal wieder dazu, ein Buch zu empfehlen. Denn endlich kam ich mal wieder dazu, ein Buch zu lesen. Und das in nur zwei Tagen! Dies wohlgemerkt ohne dabei mein Kind übermäßig zu vernachlässigen. ;-) Und es war schön! Ich war total gefangen. Ein richtiges Wohlfühlbuch. Ich habe es in meiner Bib gefunden, es ist eines von den Titeln die neu dazugekommen sind, während ich weg war. Ursprünglich habe ich es mitgenommen, da der Protagonist Asperger Syndrom hat und ich im letzten Schuljahr einen Jungen mit AS betreut habe. Ausserdem hat mich das Cover angesprochen, ich gebs ja gern zu. 

Bildrechte: Fischer Verlag
Das Buch hat mich sofort in seinen Bann gezogen, die ca. 360 Seiten waren schnell gelesen. Es war viel mehr als nur ein hilfreicher Einblick in das Denken und Fühlen einer Person innerhalb des Autismus-Spektrums. Es ist eine Geschichte über Selbstständigkeit & Selbstbestimmung, Recht & Unrecht, Glauben & Freundschaft, Kriminalität & Liebe. Und das alles in nur einem Buch. Die Story hat ein gutes Tempo; Es hatte kaum Längen, lediglich die beiden Passagen in denen der Glaube besprochen wird, könnten sich für den ein oder anderen lang anfühlen. 

Der siebzehnjährige Marcelo, der eine Form des Asperger Syndroms hat, wird vom Vater  gezwungen, während der dreimonatigen Sommerferien aus seinem bisher bekannten, geschützten Umfeld heraus in die wahre Welt zu gehen, indem er in dessen Kanzlei in der Poststelle jobbt. Dabei lernt Marcelo nicht nur sehr viel über die wirkliche Welt und normale Menschen, er lernt auch sehr viel über sich selbst und wird mit einer großen Herausforderung konfrontiert. Das Thema AS wird dabei nicht in Klischees abgehandelt und auch wenn auf dem Umschlag vom neuen "Rain Man" die Rede ist, so erinnerte mich Marcelo mehr an meinen Schützling, der einfach eine andere Perspektive der Dinge hat. Es wird auch nicht darauf herumgeritten: Marcelos Anderssein, das zu Anfang das zentrale Thema ist, tritt während des Romans immer mehr in den Hintergrund, wird aber nie ganz ausgeblendet.

Die Geschichte wird aus der Sicht Marcelos erzählt. Die Sprache ist verständlich, sehr schön sind die Unterschiede zwischen der Sprache Marcelos und der der Normalen herausgearbeitet. Die Stimmungen werden beschrieben, soweit dies Marcelos eben möglich ist. Es ist mir nicht schwer gefallen, mich einzufühlen. Die Story wirkt nicht an den Haaren herbeigezogen, auch wenn manche Figuren (die Bösen) etwas zu stereotyp daherkommen mögen. Das Ende ist allerdings so nicht vorhersehbar.

Der Roman ist ein Entwicklungsroman und am Ende bleiben noch Fragen offen, trotzdem ist das Buch ein echter Tipp. Ich würde es für Erwachsene und Jugendliche ab ca. 15 Jahren empfehlen, Jungen wie Mädchen, die allerdings ein wenig grundsätzliches Interesse oder zumindest eine Offenheit dem Thema "Autismus/Asperger Syndrom" entgegenbringen. Ich könnte es mir sogar gut als Klassenlektüre vorstellen, da es auch viel Gesprächsstoff liefert: 10./11. Klasse so etwa.
Ich frage mich nur ob es so schwierig gewesen wäre, den Titel auf Deutsch zu übersetzen?

Na jedenfalls hoffe ich, dass Marcelo noch viele Fans findet, er tut nämlich gut. 

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